Informationen zu den einzelnen Materialien und mögliche Versprachlichungen (Teile daraus können als Hilfestellungen zur Differenzierung eingesetzt werden.)

1. Notizen von Abigail Vicarius

Info: Entgegen der Annahme, dass Hexen und Hexenverfolgungen ins «finstere Mittelalter» gehören, fanden die meisten Hexenprozesse in Europa im 16. und 17. Jahrhundert statt. Die Anschuldigungen und Denunziationen betrafen mehrheitlich Frauen. Da die Frauen der Folter unterworfen wurden, bezichtigten die Opfer weitere Frauen der Hexerei, was in manchen Städten zu Kettenprozessen und - hinrichtungen führte und jede/jeden treffen konnte: Kinder, Alte, Arme, Reiche, Männer. Die ersten Hexenprozesse sind für das 14. Jahrhundert nachgewiesen.

mögliche Versprachlichung: Die ersten Hexenprozesse gab es im 14. Jahrhundert. Die meisten aber erst zwischen 1550 und 1660 und nicht im Mittelalter. Jede/r konnte als Hexe angeklagt werden, aber meistens waren es Frauen.

2. Klimadiagramm

Info: Als Kleine Eiszeit wird eine mehrhundertjährige Periode im 2. Jahrtausend bezeichnet, während der die Gletscher weltweit etwas grösser waren als Anfang des 21. Jahrhunderts. Ihr Beginn wird, je nach Weltgegend und zeitlicher Präzision des verwendeten Datentyps, zwischen dem späten 13. und dem frühen 14. Jahrhundert angesetzt. Sie endete im 19. Jahrhundert. Im Alpenraum sind drei Vorstossphasen der Gletscher mit Hochständen um 1380, im frühen 17. Jahrhundert und um 1860 nachgewiesen. Diesen gingen jeweils längere Perioden voraus, in denen als Folge von grossen Vulkanausbrüchen in den Tropen gehäuft kalte Frühjahre und vor allem kühl-feuchte, in den Alpen schneereiche Hochsommer vorkamen (Little Ice Age-type Events, v.a. 1340-80, 1570-1640, 1765-71, 1812-17, 1851-54). Diese gletschergünstigen Perioden alternierten mit Zeiten, die von einem «ruhigen» Klima geprägt waren, und solchen mit warm-trockenen Sommern (v.a. 1380-1420, 1530-60, 1718-30), in denen die Gletscher etwas zurückgingen. Die Kaltzeit darf somit nicht als einheitliche Kaltzeit verstanden werden. Kennzeichnend für das mitteleuropäische Klima während der Kaltzeit war das häufigere Auftreten kalt-trockener Winter und Frühjahrsperioden (Bisenlagen). Zusammenhänge mit den Ergebnissen der historischen Klimawirkungsforschung sind offensichtlich: Getreide-, Weinbau und Milchwirtschaft litten gleichermassen unter kalten Frühjahrsperioden (v.a. April), die in Verbindung mit wochenlangen Regenperioden im Hochsommer auftraten. Während gletschergünstigen Klimaperioden - vor allem 1570-1630 - war die Klimabelastung signifikant grösser, was sich in häufigeren Lebensmittelteuerungen äusserte. Seit dem Ende der Kaltzeit sind die Gletscher weiter zurückgeschmolzen als dies im 2. Jahrtausend je der Fall war. (aus: Historisches Lexikon der Schweiz; http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7799.php)

mögliche Versprachlichung: Ab dem 14. Jahrhundert wurde es in Europa kälter. Besonders kalt war es von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Das ist auch die Zeit der grossen Hexenverfolgungen.

3. Bild aus der Chronik des Luzerner Stadtschreibers Diebold Schilling

Info (siehe auch Textkarte für Memory-bzw. Dominospiel): Hagel, Feuer und Überschwemmungen bedrohten die Menschen und ihr Leben viel mehr als heute. Der Stadtschreiber Diebold Schilling zeigt auf diesem Bild aus dem Jahr 1510 einen Hagelsturm in der Stadt Luzern. Er schreibt dazu: «… an einem Samstag nach Mittag kam in Luzern und an vielen umliegenden Orten schnell ein solch grosser Hagel, dass er Scheunen, Bäume, Leute und gut niederschlug, viele Häuser abdeckte und alles erschlug, was auf dem Feld war, auch Tiere und Vögel…» Mit dem Beginn der «kleinen Eiszeit» verschlechterte sich das Klima. Das führte zu Unwettern und Missernten.

mögliche Versprachlichung: Auf dem Bild ist ein starker Hagel über der Stadt Luzern zu sehen. So ein Wetter konnte zu Überschwemmungen führen und auch die Ernte vernichten. Unwetter bedrohten das Leben der Menschen.

4. Pestmaske

Info: Bei der Pest handelt es sich um eine durch das Bakterium Yersinia pestis verursachte Infektionskrankheit, die ab Mitte des 14. Jahrhunderts bis in die späten 1660er Jahre in periodisch wiederkehrenden Seuchenzügen die Schweiz heimsuchte. Die Infektionsmechanismen wurden indessen erst nach der Entdeckung des Pestbazillus 1894 in Hongkong durch Alexandre Yersin herausgefunden. Wild lebende Nagetiere (v.a. Ratten und Mäuse) bilden das natürliche Erregerreservoir, die Übertragung geschieht durch infizierte Flöhe, welche auch Menschen anstecken. Charakteristische Zeichen sind die nach einigen Tagen auftretenden Schwellungen der Lymphknoten, die Pestbeulen. Breitet sich die Krankheit aus und wird auch die Lunge befallen, kann sich die Pest über Tröpfcheninfektion als Lungenpest direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Je nach Schweregrad führte die Pest nach wenigen Tagen oder Wochen zum Tod. (...) Die erste grosse Pestwelle traf kurz vor Mitte des 14. Jahrhunderts ganz Europa heftig und unvorbereitet. Der Schwarze Tod erreichte die Schweiz Ende 1347 von Süden her im Rhonetal und im Tessin. 1348 brach die Pest in den Städten des Mittellands aus. Danach blieb sie eine ständige Bedrohung: Alle 10 bis 20 Jahre traten grössere oder kleinere Epidemien auf. Die Eintrittspforten waren vor allem die Verkehrs- und Handelswege von Norden her über Basel und aus dem Westen über Genf. Hauptsächlich entlang der Transitrouten forderte die Pest ihre Opfer auch in Graubünden und im Tessin. Durch viele regionale Ausbrüche war die Westschweiz am meisten, die Süd- und Zentralschweiz am wenigsten betroffen. 1519, 1541, 1611 sowie 1630 wurde die gesamte Eidgenossenschaft von Epidemien heimgesucht. Dabei handelte es sich meist um die über den Menschenfloh verbreitete Beulenpest. Die direkt von Mensch zu Mensch übertragene Form der Lungenpest war vermutlich weit weniger häufig. Das Krankheitsbild der P. und die hohe Mortalität jagten den Menschen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit grosse Angst ein. Primär wurde die Seuche als Strafe Gottes für die sündige Menschheit interpretiert. Doch der Glaube an Gott, die Fürbitte bei Jesus, Maria und den Heiligen, vor allem Sebastian und Rochus (Heiligenverehrung, Volksfrömmigkeit) boten Stärkung und Zuflucht. Um die Versorgung der Pestkranken kümmerten sich Stadtärzte, Scherer, weltliche und geistliche Institutionen. Nebst den Siechenhäusern nahmen temporär errichtete Holzbauten oder bereits bestehende, ausserhalb der Siedlungen gelegene Gebäude, z.B. aufgehobene Klöster, die Kranken auf. Seltener wurden eigentliche Pestspitäler - Zeichen einer aktiven städtischen Pestpolitik - wie das Spital Saint-Roch in Lausanne (1495) errichtet. Für die Sicherung des Seelenheils sorgte etwa in Zug 1492 die Sebastians-Bruderschaft, die sich um Begräbnisse, Messlesungen und Seelenheil der Pesttoten kümmerte. Individuelle Massnahmen erwiesen sich als wenig hilfreich; die Flucht war nur für wenige möglich. Die Zuständigkeit der Behörden für die Organisation der Pestabwehr wurde anerkannt, was vor allem in Städten zur Schaffung von Sanitätsräten führte. Wegweisend für die Entwicklung von Pestreglementen waren die exponierten norditalienischen Städte Mailand und Venedig, die z.B. mit Bern und Zürich zusammenarbeiteten. Ihrem Vorbild folgte die erste bekannte Pestordnung in der Schweiz von Renward Cysat in Luzern von 1580. Bereits 1571 veröffentlichte der Lausanner Stadtarzt Jacques Aubert ein Pesttraktat. In Sitten erarbeitete der Stadtarzt Constantin a Castello 1629 ein Pestreglement. In Schaffhausen verfasste Johannes Ammann, der spätere Stadtarzt, 1667 eine Pestschrift. Künstlerisch fand die Pest ihren Ausdruck in Form zahlreicher Totentanzdarstellungen. (aus: Historisches Lexikon der Schweiz; www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7980.php)

mögliche Versprachlichung: Im 14. Jahrhundert brach in Europa eine schlimme Krankheit aus: Die Pest. Viele Menschen starben, weil die Krankheit so ansteckend war und man nicht wusste, wie man sich schützen konnte. Ärzte versuchten, sich mit Masken zu schützen. So eine Maske ist auf dem Bild zu sehen. Die Maske hat aber nichts genützt.

Hinweis: Schülerinnen und Schüler sollen im Internet zu den Begriffen «Pest/Schwarzer Tod» selber recherchieren, z.B. mit Kindersuchmaschinen www.blinde-kuh.de; www.fragfinn.de; www.helles-koepchen.de; oder auch: https://www.geo.de/geolino/mensch/13515-rtkl-die-pest-der-schwarze-tod-des-mittelalters

5. Hungersnöte in Europa

Info: Hunger und Mangelernährung sind in Europa erst nach 1945 einer Überflussgesellschaft gewichen. Die letzte schwere Hungersnot für die Schweiz gab es 1815/16, für Deutschland war es der Hungerwinter 1947/48. In den Jahrhunderten davor gehörten Missernten und daraus resultierende Hungersnöte zu einer ständigen Bedrohung der menschlichen Existenz.

mögliche Versprachlichung: In der Tabelle sind grosse und schwere Hungersnöte in Europa aufgelistet. Hungersnöte gab es regelmässig.

6. Buch «Hexenhammer»

Info/Interview mit Historikerin Irene Franken über das Buch «Hexenhammer» (Auszüge):

Frage: 1486 hat der Dominikanermönch Heinrich Kramer den «Hexenhammer» verfasst. Was stand in diesem Buch?

Irene Franken: Der «Hexenhammer» bestand inhaltlich aus drei Teilen. Einmal wurde erklärt, woran Hexen zu erkennen seien - oder besser: Zauberinnen. Denn das Wort Hexe war noch gar nicht flächendeckend bekannt und verbreitet. Im zweiten Teil des Buches hat Kramer in Beispielgeschichten aufgeführt, was diese angeblichen Zauberinnen alles tun, um Menschen zu schädigen. Und im dritten Teil wurde erklärt, wie die Prozesse gegen diese bösen Frauen geführt werden sollen. (...) Heinrich Kramer hat mit seinem "Hexenhammer" dafür gesorgt, dass Menschen denunzieren konnten ohne selbst beschuldigt oder bestraft zu werden, wenn ihre Anschuldigungen falsch waren.

Frage: An welches Publikum richtete sich der «Hexenhammer» und wie wurde die Schrift verbreitet?

Irene Franken: Es ist auf Latein erschienen und richtete sich erstmal an Fachleute, vor allem an Theologen. Dann erreichte es aber auch viele Juristen und Ratsherren, die es benutzten, um sich über die Materie zu informieren. Es war nicht so, dass es vorher noch keine Bücher zu dem Thema gegeben hatte - aber Heinrich Kramer hat einfach von zahllosen Autoren, aus über 100 Quellen, die er auch teilweise benennt, seine Thesen zusammengefügt, von anderen Theologen, aber auch aus der Bibel und aus Rechtsbüchern der damaligen Zeit. Der «Hexenhammer» profitierte davon, dass der Buchdruck bereits erfunden worden war, und dass es möglich geworden war, Texte in einer sehr hohen Anzahl zu verbreiten. Ich habe mal ein Original in der Hand gehabt, das ist ein ganz kleines Buch. Es sind insgesamt 29 Auflagen gedruckt worden. Es hat nicht nur Deutschland erreicht, es wurde europaweit benutzt.

Frage: Inwiefern hat der «Hexenhammer» denn die Hexenverfolgung angefacht?

Irene Franken: Er hat sie nicht so stark angefacht wie sich manche das vorstellen. Der «Hexenhammer» hat nicht sofort eine riesige Verfolgungswelle ausgelöst, sondern man müsste eher sagen, dass er die Reaktion auf eine gewisse Verfolgungswelle im 15. Jahrhundert war. Aber die europaweit größte Welle der Hexenverfolgung gab es erst im 17. Jahrhundert. Da war das Buch bereits mehr als ein Jahrhundert alt. Man kann nicht sagen, dass allein durch den «Hexenhammer» der Hexenwahn besonders stark angefacht wurde, aber er gab den Menschen immer eine Argumentationsbasis und vor allem auch eine gewisse Rechtssicherheit. Jeder Stadtverordnete, jeder Ratsherr, konnte sich anhand dieses Buches darüber informieren, wie solche Hexenprozesse zu führen seien, und fühlte sich dadurch auf der sicheren Seite. Es waren in der Regel studierte Männer, die dieses Buch gelesen hatten. Geistliche haben daraus gepredigt und es gab Übersetzungen für Laien, durch die die Grundideen des «Hexenhammers» weiter verbreitet wurden. (...) Das Buch hat vor allem mit dazu beigetragen, dass das Denken über Frauen, das schon vorhanden war, vertieft wurde. Es war kein neues Denken. Frauen wurden auch zuvor generell als die Schlechten und Schwachen der Gesellschaft dargestellt. Der «Hexenhammer» hat das aber verstärkt. Und er hat dafür gesorgt, dass generell Menschen, die irgendwie anders waren als die Mehrheit, schneller verfolgt wurden. (aus: http://www.dw.com/de/hexenhammer-ein-buch-mit-tödlichen-folgen/a-15754302)

mögliche Versprachlichung: Ein Mönch hat 1486 ein wichtiges Buch geschrieben. Dort war festgehalten, woran man eine Hexe erkennt und wie man sie bestrafen soll. Das Buch war wichtig für Leute, die Frauen als Hexen anklagten. Es wurde über viele hundert Jahre gebraucht.

7. Sätze aus der Bibel

Info: Naturkatastrophen, Seuchen und Kriege wurden als Strafe Gottes empfunden. Der mit seinen Gläubigen zürnende Gott verlangte Sühne und Abkehr von Sünde und Unglauben. Das Ausmerzen von vermeintlichen Hexen im reinigenden Feuer war auch religiös motiviert und konnte sich durch die Bibel belegen lassen.

mögliche Versprachlichung: Die Menschen fanden Sätze in der Bibel, die besagten, dass die vielen Probleme eine Strafe Gottes seien. Gott sei zornig und die Menschen müssten Reue zeigen.

Mögliche Concept Map (unbeschriftet) für Synthese des Sachurteils.